Fettstoffwechsel im Triathlon als Diabetiker
Das Thema Fettstoffwechsel ist im Triathlon bzw. Ausdauersport kein neues Thema. Es gibt zahlreiche Beiträge und Artikel zu diesem Thema. Beiträge, die das Thema Diabetes Typ 1 einbeziehen, fehlen jedoch weitgehend.
Der menschliche Körper benötigt Energie um Leistung zu erbringen. Dabei kann der Mensch auf unterschiedliche Quellen zur Energiegewinnung zurückgreifen. Dies sind Kohlenhydrate, Fette und Proteine. Beim Ausdauersport dominieren die Energiequellen Kohlenhydrate und Fette. Wann der Körper auf welche Energiequelle zurückgreift, wird durch mehrere Faktoren, wie Trainingszustand, Veranlagung und auch die Art des Trainings bestimmt. Grundsätzlich gilt die Gesetzmäßigkeit, dass die Fettverbrennung überwiegend im aeroben Bereich aktiviert werden kann. Training im aeroben Bereich ist daher für Triathleten einer der wichtigsten Trainingsbereiche, denn die Fettreserven sind fast unerschöpflich. So könnte man zumindest theoretisch 23 Marathonläufe mit einer jeweiligen Dauer von 3 Stunden mit den eigenen Fettreserven absolvieren. Kohlenhydrate können in diesem Umfang nicht im Körper gespeichert werden und müssen daher im Ausdauersport immer wieder von außen zugeführt werden. Daher lohnt es sich, in ein Fettstoffwechseltraining zu investieren. Um seine persönlichen Grenzen zwischen aerober und anaerober Belastung zu kennen, ist eine Leistungsdiagnostik das ideale Instrument.
Gestaltet man sein Training auf der Basis einer Leistungsdiagnostik und hält sich beim Training an die Leistungszonen, steht einem Erfolg nichts im Weg. Um im Triathlon bei Mittel- und Langdistanzen leistungsfähig zu sein, sollte 80 bis 90% der Trainingszeit in die Schaffung von Grundlagen investiert werden. Genau daran scheitert es oft bei vielen Hobby-Triathleten, die zu ambitioniert und ungeduldig trainieren und über die Jahre keinen Leistungszuwachs feststellen. Es gibt inzwischen zahlreiche Hobby-Triathleten, die Trainingsumfänge absolvieren, die schon fast an die von Profiathleten heran reichen. Dennoch ist die Leistung nicht die eines Profis. Ein sehr wichtiger Baustein dabei ist der Fettstoffwechsel. Einem Triathlonprofi gelingt es, bei rund 80 Prozent seiner maximalen Herzfrequenz noch aus Fetten Energie gewinnen zu können. Voraussetzung für derartige Werte ist eine individuelle Veranlagung und jahrelanges Training. Dennoch sollten wir Hobbysportler versuchen, unseren Fettstoffwechsel auf der Basis einer Leistungsdiagnostik zu trainieren.
Um den Fettstoffwechsel zu trainieren, werden in vielen Beiträgen Nüchterneinheiten empfohlen. Dies bedeutet, eine Trainingseinheit nüchtern und mit entleerten Kohlehydratspeichern zu absolvieren, so dass der Körper direkt auf die Fettverbrennung zurückgreifen muss. Dabei ist natürlich besonders als Typ 1 Diabetiker darauf zu achten, dass die Trainingseinheit nicht zu lange dauert und wirklich im aeroben Bereich trainiert wird, da es ansonsten zu einer Unterzuckerung (Hypoglykämie) kommen kann. Um den Blutzucker zu senken, steht Typ 1 Diabetikern Insulin zur Verfügung. Bei einer Unterzuckerung hilft jedoch nur die Zufuhr von Kohlenhydraten, die schnell ins Blut gehen. Die Gefahr einer Unterzuckerung ist auch bei mir immer präsent und ich bin sehr froh, ein Messgerät, in meinem Fall den G6 von Dexcom, tragen zu können. Dies erlaubt mir, meinen Blutzucker ständig zu messen und ich kann so bei Veränderungen rechtzeitig reagieren. Ich habe mir in den letzten Jahren angewöhnt, eher mit einem zu hohen Blutzucker ins Training zu starten, um einen „Puffer“ zu haben.
Da für mich das Thema Leistungssteigerung schon lange nicht mehr im Fokus stand und ich meinen Triathlon aus Freude betrieben und keine Leistungsziele verfolgt habe, habe ich selbst in den letzten Jahren auf eine Leistungsdiagnostik verzichtet. Seit meiner Diabetes Typ 1 Erkrankung vor einigen Jahren war ich froh, überhaupt weiter meinen Sport ausüben zu können.
Seit einiger Zeit hatte ich dann jedoch das Gefühl, dass meine Leistungsfähigkeit in den letzten Jahren eher gesunken ist und fand keine schlüssige Erklärung dafür. Daher habe ich nach vielen Jahren wieder eine Leistungsdiagnostik durchführen lassen. Das Ergebnis war für mich sehr ernüchternd. Mein Fettstoffwechsel hat sich in den letzten Jahren leider verschlechtert. Genau das hatte ich eigentlich nicht gehofft. Anscheinend habe ich in den letzten Jahren meinen Körper eher mit Kohlenhydraten im Training „verwöhnt“ und habe dabei verlernt, aus den Fettreserven Energie zu gewinnen. Sobald in Trainingseinheiten der Blutzucker zu stark fiel, habe ich Kohlenhydrate zugeführt, um nicht in eine Unterzuckerung zu geraten. Damit habe ich offensichtlich eine negative Spirale losgetreten und muss nun beginnen, mein Training umzustellen. Damit wird es zu einem Spiel mit dem Feuer und dieser Beitrag sollte keinesfalls als Empfehlung zur Nachahmung verstanden werden. Hier muss jeder für sich einen Weg finden, ohne dabei ein zu großes Risiko einzugehen in einer Unterzuckerung zu landen. Ich versuche das Risiko zu minimieren, indem ich mich wirklich konsequent an meinem Puls orientiere und versuche, immer längere Einheiten in einem aeroben Pulsbereich zu absolvieren ohne Kohlenhydrate zu mir nehmen zu müssen. Natürlich habe ich weiterhin bei jeder Trainingseinheit meine Kohlenhydrate bei mir und greife auch darauf zurück, falls mein Blutzucker doch zu tief fällt. Letztendlich bin ich sehr froh, eine Leistungsdiagnostik gemacht zu haben, um so für mich als Diabetiker Typ 1 einen Weg zu finden, meinen Fettstoffwechsel anzuregen und dadurch meine Leistungsfähigkeit zumindest zurück auf mein altes Niveau bringen zu können. Ich habe in meinem heutigen Beitrag bewusst darauf verzichtet, konkrete Werte zu nennen, um niemanden dazu zu verleiten, meine Werte bei sich anzuwenden. Dafür ist die Gefahr für Typ1 Diabetiker im Triathlon zu groß. Ich würde mich freuen, wenn mehr Diabetiker Typ 1 im Ausdauersport über dieses Thema und ihre Erfahrungen berichten würden.
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