Triathlon und Diabetes brauchen Körpergefühl
Als Mensch mit Typ 1 Diabetes bin ich darauf angewiesen, darauf zu achten, dass mein Blutzucker nicht zu hoch aber auch nicht zu niedrig wird. Dazu nutze ich einen Sensor, der mir alle fünf Minuten anzeigt, wie mein aktueller Wert ist. Das mache ich seit Jahren und verlasse mich auch weitgehend auf die Technik. Vor zwei Wochen zeigte mir der Sensor die ganze Nacht und auch noch am nächsten Morgen an, dass ich im Unterzucker wäre. Da ich mich nicht so fühlte, habe ich zur Sicherheit noch einmal blutig gemessen und mein Körpergefühl gab mir recht: Meine Werte waren in einem für mich normalen Bereich. An diesem Tag wurde mir einmal mehr klar, dass auch die Technik nicht immer recht hat und mein Körpergefühl ein wichtiger Baustein in meinem täglichen Diabetesmanagement ist. Dies führt nicht dazu, dass ich die Technik nicht schätze, sondern viel mehr dazu, sehr bedacht damit umzugehen.
Ähnlich geht es mir beim Triathlon. Beim Schwimmen, Radfahren und Laufen trage ich wie wohl fast alle Triathleten eine Sportuhr und vertraue den Daten wie Geschwindigkeit, Distanz oder Herzfrequenz. Aber auch diese Daten sind fehleranfällig und stimmen nicht immer mit der Realität überein. So kommt es zum Beispiel beim Laufen immer wieder vor, dass die gemessene Distanz bei gleicher Strecke nicht immer identisch ist, was möglicherweise an der Ungenauigkeit der GPS-Daten liegt. Meine Sportuhr misst die Herzfrequenz am Handgelenk und die Werte sind insbesondere beim Schwimmen sehr fehleranfällig und damit sehr ungenau bzw. schwankend. Würde ich mich bei meiner Trainingssteuerung rein auf diese Werte, die mir meine Sportuhr gibt, verlassen, wäre dies sicherlich nicht optimal. Ein gutes Körpergefühl ist daher sowohl beim Triathlon wie beim Diabetes aus meiner Sicht unerlässlich. Die Datenaffinität ist insbesondere bei ambitionierten Triathleten sehr ausgeprägt. Immer mehr Daten werden erfasst und das Training darauf abgestimmt. Inzwischen zeigen viele Sportuhren morgens an, ob man gut geschlafen hat. Eigentlich sollte man davon ausgehen, dass das jeder selbst spüren kann, wenn er morgens aufsteht… Ich für mich habe diese Daten an meiner Sportuhr ausgeschaltet. Dennoch nutze ich bei jeder Trainingseinheit eine Sportuhr und dokumentiere meine Aktivitäten. Für mich verhält es sich beim Triathlon und Diabetes ähnlich: Ich möchte auf die Technik nicht verzichten, vertraue den Werten jedoch nicht blind und versuche mein Körpergefühl einzubeziehen
Beim Laufen oder auf Rolle beim Radfahren höre ich gerne Sportpodcasts. Immer wieder gibt es Folgen, in denen ältere, ehemalige Profisportler über frühere Zeiten berichten, in denen sie noch nicht über entsprechende technische Hilfsmittel verfügten und deshalb gezwungen waren, auf ihr Körpergefühl zu achten und dennoch Spitzenleistungen erzielt haben.
Ich selbst bin auf jeden Fall datenaffin, schaue mir regelmäßig die neuen technischen Hilfsmittel an und überlege mir immer wieder, ob ich es nicht doch mal ausprobieren sollte. So habe ich mir in der letzten Zeit immer wieder Berichte und Informationen über das Whoop Band angeschaut. Es hört sich für mich sehr spannend an, letztendlich kann mich aber doch nicht dafür entscheiden. Triathlon ist für mich ein Hobby, an dem ich Spaß habe. Ich gehe einfach gern Laufen, Radfahren und Schwimmen. Dies allein nimmt schon viel Zeit in Anspruch und ich möchte mich nicht auch noch zusätzlich permanent mit der Auswertung von Daten beschäftigen.
Ähnlich geht es mir im Diabetes mit Insulinpumpen. Auch damit beschäftige ich mich immer wieder und denke darüber nach, es einmal auszuprobieren. Sicherlich gibt es viele Argumente, die für eine Insulinpumpe sprechen. Dennoch kann ich mich nicht dazu durchringen. Auch mit einer Pumpe werde ich mein Diabetes nicht los, sondern müsste mich dann auch noch um diese Technik kümmern und prüfen, ob sie richtig funktioniert. Eine 100 prozentige Garantie gibt es auch dabei natürlich nicht.
Mich würde natürlich interessieren, wie ihr dazu steht und freue mich über Kommentare. Eventuell erhalte ich ja gute Argumente für mehr Technik…!
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2 Kommentare
Ich habe auch mit ungenauen CGm-Daten nach dem Sport zu kämpfen. Ich habe den Eversense und den muss ich kalibrieren. Schon früh ist mir da aufgefallen, dass die Werte nach dem Sport meist nicht stimmen, je nach dem wie Anstrengend das Training war auch Abweichungen um bis zu 2,5 mmol/l(45 mg/dl).
Das Normalisiert sich nach einigen Tagen wieder. In dieser Zeit hätte ich aber ohne das Kalibrieren ungenaue Werte.
Leider konnte mir meine Diabetologin und auch andere Fachkräfte kaum helfen.
Ich habe dann schließlich dieses Fachbuch gefunden:
https://www.researchgate.net/profile/Andreas-Thomas-3/publication/310248733_CGM_interpretieren_Grundlagen_Technologie_Charakteristik_des_kontinuierlichen_Glukosemonitorings/links/5832d6c908ae004f74c4d126/CGM-interpretieren-Grundlagen-Technologie-Charakteristik-des-kontinuierlichen-Glukosemonitorings.pdf
Ab Seite 165 findet man einige Information zur CGM-Daten und Sport.
Auch gibt es leider noch kaum Forschung zu der Genauigkeit der CGMs während des Sports. In letzter Zeit wird es aber mehr, dadruch dass auch von gesunden Sportlern zur Trainingsanalyse benutzt wird.
Durch viel experimentieren und nachmessen habe ich jetzt ein gutes Gefühl wie ich die CGM-Daten interpretieren muss.
Mein Fazit ist, dass es sich lohnt sich und sein CGM-System durch Nachmessen richtig kennenzulernen!
Danke dir für deinen Kommentar