Ernährungsmangel als Triathlet mit Diabetes Typ 1
In einem Ausdauersport wie Triathlon ist eine ausreichende Energiezufuhr von großer Bedeutung. Kohlenhydrate spielen dabei eine wichtige Rolle. Während Triathleten ohne Diabetes Typ 1 sich „nur“ um eine ausreichende Aufnahme kümmern müssen, gestaltet sich die Situation bei Menschen mit Typ 1 Diabetes wesentlich komplexer. Typ 1 Diabetiker müssen bei der Nahrungsaufnahme immer die Menge an Kohlenhydraten bestimmen, da je nach Menge entsprechend künstliches Insulin zugeführt werden muss. Diese genaue Berechnung gestaltet sich in der Realität nicht ganz so einfach. Es reicht nicht aus, das Insulin lediglich aufgrund der Menge der Kohlenhydrate zu berechnen, auch Wirkzeit und Dauer müssen in die Berechnung einfließen. Gespritztes Insulin braucht eine gewisse Zeit bis es im Körper wirkt und diese ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Ebenso ist auch die Menge an Insulin, die pro 10 Gramm Kohlenhydrate gespritzt werden muss, nicht bei jedem Diabetiker und zu jedem Zeitpunkt gleich. Beim Start eines Trainings oder Wettkampfes ist außerdem zu berücksichtigen, wieviel künstliches Insulin sich noch im Körper befindet, da dieses deutlich länger im Köper verweilt als menschliches Insulin. Da dieses komplexe Zusammenspiel beinahe unmöglich zu berechnen ist, habe ich in den letzten Jahren die Zufuhr von Kohlenhydraten deutlich reduziert. Bei längeren Trainingseinheiten benötige aber auch ich natürlich entsprechende Kohlenhydrate für die Energiebereitstellung. Eine zu geringe Zufuhr kann zu einem Energiemangel führen. Man spricht in diesem Zusammenhang von RED-S, einem relativen Energiedefizit im Sport. Bei häufigerem Energiemangel kann dies zu hormonellen Veränderungen führen. Es können Leistungseinbußen im Sport auftreten, die Knochendichte kann sich verändern und weitere gesundheitliche Einschränkungen sind möglich. Schnelle Ermüdung, häufige Infekte, muskuläre Probleme und häufige Verletzungen können Anzeichen von RED-S sein. Leider sind dies alles Symptome, die auch anderweitig begründet sein können. Leider ist die Diagnose von Energiemangel in der Praxis nicht so einfach. Theoretisch wird die Energieverfügbarkeit bestimmt durch die Energiezufuhr abzüglich des Trainingsumsatzes geteilt durch die Fettfreie Masse. Während die Energiezufuhr und der Trainingsumsatz noch relativ leicht selbst bestimmt werden kann, gestaltet es sich bei den fettfreien Körpermaßen schon deutlich schwieriger. Es gibt auch noch weitere Diagnosetools, die aber alle nicht selbst durchgeführt werden können. Deshalb habe ich diesen Weg bislang gescheut. Da mich dieses Thema jedoch sehr zum Nachdenken gebracht hat, achte ich aktuell vermehrt darauf, mich bei längeren Einheiten auf jeden Fall kurz vor dem Training mit etwas Kohlenhydraten zu versorgen und auch während der Einheit entsprechend Kohlenhydrate zuzuführen. Auch nach dem Sport nehme ich eine Mahlzeit zu mir, wobei diese stärker auf Proteinen basiert und den Blutzucker nicht so belastet.
Eine große Herausforderung ist für mich das Schwimmtraining, welches erst um 20 Uhr startet. Das Training dauert zwischen 60 und 70 Minuten und ich bin dann frühestens um 21:30 Uhr zu Hause. Dann liegt mein Blutzucker meist zwischen 80 und 90 mg/dl, was deutlich zu niedrig ist, um ins Bett zu gehen, da die Gefahr einer Unterzuckerung in der Nacht zu groß ist. Eine Zufuhr von Kohlenhydraten ist daher unerlässlich und führt leider immer wieder zu einem zu starken Anstieg des Blutzuckers. In der Folge habe ich dann über die Nacht hinweg einfach zu hohe Werte. Das ist nicht ideal, aber besser als eine Unterzuckerung. Eventuell hat ja jemand einen Tipp für mich, ich würde mich freuen.