Trainingszustand und Blutzucker
In welchem Zusammenhang steht die körperliche Fitness eines Sportlers zum Verlauf des Blutzuckers während des Sports?
Im Januar habe ich mit den Vorbereitungen für meine Wettkämpfe in 2019 angefangen. Zunächst habe ich damit begonnen, die Länge meiner Läufe von 10 auf 20 km zu steigern (siehe hierzu meinen Beitrag zu „Ernährung vor dem Laufen“). Zu dieser Zeit habe ich nach 5 bis 7 km angefangen, Kohlenhydrate in Form von Gels oder Riegeln zu mir zu nehmen und konnte dadurch den Blutzucker recht konstant halten. Im Juli dieses Jahres gelang es mir dann, ohne Probleme 15 bis 18 km zu laufen ohne Kohlenhydrate zuführen zu müssen. Der Blutzucker sank dabei nicht unter 90 mg/dl. Im Frühjahr hatte ich noch deutlich stärkere Abfälle des Blutzuckers und musste beim Laufen deutlich intensiver auf den Blutzucker achten. Dieser verringerte Bedarf an Kohlenhydraten beim Sport ist wohl ein Anzeichen für eine deutlich bessere Grundlagenausdauer, die ich im Laufe der Saison erreicht habe.
Ähnliches habe ich beim Schwimmen beobachtet. In den Wintermonaten habe ich mein Schwimmtraining im Hallenbad nur gut eine Stunde ohne Gels absolvieren können. In den letzten Wochen konnte ich im Freiwasser 4 km schwimmen und dabei auf die Einnahme von Kohlenhydraten verzichten. Die Ernährung vor dem Schwimmen ähnelt sehr stark der beim Laufen. Kurz vor der Trainingseinheit nehme ich einen Haferriegel (4,4 BE) zu mir. Der Blutzucker steigt zu Beginn der Schwimmeinheit auf rund 200 mg/dl an, fällt aber dann auch schnell wieder und ich kann das Wasser nach 4 km mit einem Wert zwischen 100 und 120 mg/dl verlassen. Alle langen Schwimmeinheiten habe ich immer in Begleitung absolviert. Lange Schwimmeinheiten im Freiwasser sollten Diabetiker immer mit einer Begleitperson durchführen. Ebenso sollte man eine Boje dabei haben, mit deren Hilfe man zusätzlich gut zum Beispiel Gels mit sich führen kann. Aus Sicherheitsgründen habe ich aber auch immer ein weiteres Gel in meinem Neoprenanzug verstaut. Anfangs habe ich das Gel in den Ärmeln verstaut, was leider immer wieder zu starken Aufschürfungen geführt hat, da die Gelverpackungen recht scharfkantig sind. Jetzt verstaue ich das Gel an der Brust und das funktioniert sehr gut.
Beim Radfahren konnte ich im Verlauf der Saison ebenfalls deutliche Verbesserungen feststellen. Mein Bedarf an Kohlenhydraten beim Radfahren ist ebenfalls durch meine verbesserte Fitness gesunken. Radausfahrten über vier bis 5 Stunden sind problemlos machbar und der Bedarf an Kohlenhydraten liegt beim Training bei 2 bis 3 BE. In den ersten beiden Stunden auf dem Rad kann ich komplett auf Kohlenhydrate verzichten ohne dass der Blutzucker zu sehr abfällt.
Dies sind meine persönlichen Erfahrungen in meiner ersten Saison als Diabetiker Typ 1 und diese sind sicherlich so nicht auf andere Menschen übertragbar. Alle Diabetiker, die sich mit dem Gedanken tragen Ausdauersport zu betreiben, kann ich nur ermutigen dies zu tun. Sie werden zu Beginn des Trainings sicherlich einen hohen Bedarf an Kohlenhydraten haben, der sich aber mit dem Fitnesszustand verbessert.
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