Erfolg im Triathlon als Typ 1 Diabetiker

Erfolg Triathlon

Im Duden wird ausgeführt, dass es sich bei Erfolg um ein positives Ereignis einer Bemühung handelt. Ähnlich wird es auch auf Wikipedia beschrieben: Erfolg ist, wenn jemand gesetzte Ziele erreicht. Erfolg ist demzufolge nicht objektiv zu bestimmen. Jeder muss für sich selbst entscheiden, was für ihn als Erfolg gilt. Dies führt dann auch dazu, dass etwas, was jemand als Erfolg verbuchen würde, für einen anderen nicht in dieser Form zutrifft. Oft versuchen wir aber, den Erfolgen von anderen nachzueifern, was in vielen Fällen scheitert und zu Enttäuschung führt. Beides kenne ich aus dem Triathlon und als Mensch mit Diabetes Typ 1.
Im Triathlon geht es oft darum, einmal eine Langdistanz zu finishen. Viele werten es erst dann als Erfolg, wenn sie dazu noch eine bestimmte Zeit erreichen. Das ist ein sehr hochgestecktes Ziel und die Wahrscheinlichkeit es nicht zu erreichen, ist groß. Wer sich auf seine erste Triathlon Langdistanz vorbereitet, benötigt dazu am besten mehrere Jahre Vorbereitung. Vorbereitungen unter einem Jahr führen schnell zu Verletzungen oder Überlastungen und die Ziellinie rückt dann in weite Ferne. Das kann zu Frust führen. Ich habe mich im Triathlon dazu entschieden, mich darüber zu freuen, am Wettkampftag gesund an der Startlinie zu stehen und mich auf den Wettkampftag zu freuen. Zeiten spielen für mich dabei keine Rolle. Auch wenn ich im Wettkampf von vielen überholt werde, erfreue ich mich daran, dass ich in der Lage bin, die Ziellinie zu erreichen.
Ich sehe es auch schon als persönlichen Erfolg, die vielen dazu notwendigen Trainingseinheiten Woche pro Woche zu absolvieren. Schon allein das ist im Triathlon eine große Herausforderung. Mein Training in Wochen, in denen ich nicht spezifisch für einen Wettkampf trainiere, besteht aus zwei Einheiten Laufen, zwei Einheiten Schwimmen, ein bis zwei Einheiten Krafttraining und mindestens einer Einheit Radfahren. So liege ich schnell bei einem Trainingsumfang von 7 bis 9 Stunden. Allein dies kontinuierlich durchzuhalten, ist für mich schon ein sehr großer Erfolg.
Bei der Beurteilung von Erfolg im Triathlon spielt bei mir natürlich auch noch meine Krankheit eine Rolle. Im Training und im Wettkampf muss ich mich um meinen Diabetes kümmern und ihn ständig beobachten. Den Diabetes zu ignorieren, wäre viel zu gefährlich und schlichtweg dumm. So starte ich im Triathlon Wettkampf beim Schwimmen lieber mit einem etwas höheren Blutzuckerwert und akzeptiere dadurch Leistungseinbrüche, bin aber auf der sicheren Seite. Nach dem Schwimmen muss ich meinen Blutzucker checken und entscheiden, ob ich erst noch etwas essen muss, bevor ich aufs Rad steige. Mein erstes Etappenziel ist mit einem guten Blutzuckerwert schon erreicht. Das kennen alle anderen Menschen nicht und meine Zeiten in der Wechselzone sind dadurch einfach viel länger als bei gesunden Menschen. Auf dem Rad ist ein guter Blutzuckerwert immer die wichtigste Vorgabe und ich würde einen Wettkampf sofort abbrechen, wenn der Blutzucker entgleisen würde. Genauso verhält es sich auch beim Laufen. Der Blutzuckerwert muss stimmen. Beim Ironman 70.3 in Italien im September 2024 ging es meinem Blutzucker auf der Laufstrecke anfangs schlecht, mein Blutzucker fiel auf 80 mg/dl. Bei so tiefen Werten ist die Gefahr zu groß, in den Unterzucker zu fallen. Mir blieb nichts anderes übrig als zu gehen, zu essen und abzuwarten, bis der Blutzucker endlich wieder stieg. Und das auf der ersten von drei Laufrunden! Viele Zuschauer versuchten mich anzufeuern und mich zu ermutigen weiter zu laufen. Das war nett gemeint, aber in dem Moment leider für mich nicht machbar. Mit einem Wert von über 100 mg/dl konnte ich dann angefangen zu laufen und habe glücklich die Ziellinie erreicht. Mich nach solch einem Rennen an meinen erzielten Zeiten zu messen und danach zu beurteilen, ob es ein Erfolg war oder nicht, wäre für mich nicht angemessen.
Als Typ 1 Diabetiker werde ich einfach nicht so ein Leben führen können, wie Menschen, die kein Diabetes haben. Sich zum Ziel zu setzen, wie ein Mensch ohne Diabetes leben zu können, ist für mich nicht attraktiv. Ich freue mich über Tage, an denen ich möglichst wenig auf meine Werte achten muss und nicht ständig prüfen muss, ob ich etwas essen oder Insulin spritzen muss. Tage, an denen mein Blutzucker möglichst wenig Ausschläge nach oben oder unten aufzeigt, sind für mich erfolgreiche Tage, die nicht an Zielwerten orientiert sind. Was ist für euch Erfolg? Ich freue mich auf eure Kommentare.

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