Ironman Italy Wettkampfbericht
Der Höhepunkt meiner Wettkampfsaison 2024 stand an. Am 18 September machte ich mich mit meinem Camper auf den Weg nach Cervia in der Emilia Romagna. Nach einem verregneten Sommer konnte ich in den letzten Wochen dank des tollen Wetters und der warmen Temperaturen mein Training sehr gut gestalten. Der Zeitpunkt war daher ideal und freute mich riesig auf den Wettkampf. Gleichzeitig sollte es mein erster Wettkampf als Diabetiker Typ 1 werden, in dem ich meinen Blutzucker direkt mit einer Smartwatch verfolgen konnte. Dazu habe ich bereits in den letzten Beiträgen berichtet. Das Wettkampfwochenende begann bereits am Donnerstag mit einem Night Run, für den ich mich auch angemeldet habe. Leider machten die heftigen Regenfälle in den Tagen zuvor und am Donnerstag selbst den Lauf unmöglich, so dass er vom Veranstalter abgesagt wurde. Die starken Regenfälle hatten jedoch den Vorteil, dass das Meer abkühlte und so die Chance bestand, am Wettkampftag mit Neo schwimmen zu dürfen. Eine Woche zuvor hatte das Mittelmeer noch eine Wassertemperatur zwischen 27 und 28 Grad, was zu einem Neoverbot geführt hätte. So hatten die starken Regenfälle auch was Positives.
An dem Wochenende konnte man zwischen einer Langdistanz, Mitteldistanz und olympischen Distanz wählen. Die Langdistanz startete am Samstag und die beiden anderen am Sonntag. Ich war für die Mitteldistanz gemeldet, die um 12 Uhr mittags startete. Diese späte Startzeit bin ich so nicht gewohnt, so dass sie eine neue Herausforderung für mich darstellte. Ein Wettkampfstart in den Morgenstunden ist mich als Diabetiker deutlich einfacher, da ich bis zum Start des Wettkampfs auf Insulin verzichten kann. Das war bei einem Start um 12 Uhr leider nicht möglich. Da auch ein kurzfristiges Insulin eine Wirkdauer von bis zu 6 Stunden hat und ich gerne ohne künstliches Insulin im Körper starte, stellte ich mir den Wecker auf 6 Uhr morgens und verabreichte mir Insulin, was dann nach meiner Berechnung bis zum Start nicht mehr aktiv sein dürfte. Danach versuchte ich, mich noch mal ins Bett zu legen, was aber leider nicht funktionierte. Ich war zu aufgeregt und versuchte mich erst einmal abzulenken. Das Triathlonrad, konnte man erst am Sonntagmorgen zum Check-in bringen, da am Vortag die Langdistanz stattfand. Um 9 Uhr machte ich mich auf den Weg zum Wettkampf. Nach dem Check-in konnte ich beruhigt die Wechselzone verlassen und konnte meine Werte direkt auf der Uhr weiter beobachten. Normalerweise hatte ich ab diesem Zeitpunkt keinen Zugriff mehr auf meine Blutzuckerwerte, da ich mein Handy im Wettkampfbeutel abgeben musste. Bis zum Start blieb mein Blutzucker brav bei Werten knapp unter 200 mg/dl. Das war mein Ziel, da ich mit höheren Werten beim Schwimmen keine guten Erfahrungen gemacht habe. Kurz vor dem Schwimmstart habe ich einen Haferriegel gegessen, was für das Schwimmen ausreichen sollte. Nach 33 Minuten konnte ich das Wasser schon wieder verlassen und mein Blutzucker lag noch immer bei knapp 200 mg/dl. Früher musste ich immer warten bis ich in der Wechselzone an meinen Beutel kam um das Smartphone aus dem Beutel zu holen und zu warten bis dieses wieder eine Verbindung zum Sensor hat. Eine direkte Verbindung zu Apple Watch machte es deutlich einfacher. Nach solch einem guten Start ging es aufs Rad. Auf dem Rad habe ich mich erst einmal verpflegt, da mein Blutzucker von 197 mg/dl innerhalb von 30 Minuten auf 150 mg/dl gefallen war. Die Radstrecke bestand aus einer 90 km Runde und ich genoss die Landschaft und das gute Wetter. Nicht so schön zu sehen war, dass sich viele Radfahrer nicht an das Windschattenverbot gehalten haben und mich immer wieder große Gruppen überholt haben. Kampfrichter waren leider nicht zu sehen. Auf der Hälfte der recht flachen Radstrecke gab es dann einen Anstieg über gut 2 Kilometer, der gegen Ende immer steiler wurde. Hier habe erstmalig in einem Wettkampf erlebt, dass Personen abgestiegen sind und das Rad geschoben haben. Nach dem Anstieg ging es wieder zurück zur Wechselzone, die ich nach knapp drei Stunden erreicht habe. Nach einem sehr guten Schwimmen und einer guten Radleistung ging es ans Laufen, was meine schwächste Disziplin ist. Auf die Laufstrecke ging ich mit einem Wert von 113 mg/dl. Verpflegung war deshalb angesagt und ich nutzte jede Verpflegungsstelle, um meinen Blutzucker nicht weiter fallen zu lassen. Ich hätte mich gegen Ende der Radstrecke noch besser verpflegen sollen, denn mein Wert sank auf den ersten Laufkilometern immer weiter ab bis auf 81 mg/dl. Ich hatte schon Angst pausieren zu müssen um abzuwarten, dass mein Blutzucker wieder steigt. An einer Verpflegungsstellen aß ich deshalb eine halbe Banane, die mir sehr geholfen hat, über die Laufstrecke zu kommen. Mit einem Blutzuckerwert von 103 beendete ich glücklich und zufrieden den Ironman 70.3 Italy. An diesem Tag habe ich die Möglichkeit, meine Blutzuckerwerte direkt auf einer Smartwatch empfangen zu können, sehr zu schätzen gelernt. Was für eine Erleichterung für uns Typ 1 Diabetiker!
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